Der Weihnachtsbrief 2024

Liebe Schinkel-Freundinnen und Schinkel-Freunde,

 

wir haben ein paar aufregende, aber auch turbulente Wochen und Monate hinter uns – und hoffen, dass Sie/dass Ihr wenig davon mitbekommen habt. Inzwischen glauben wir, uns wieder in einem etwas ruhigeren Fahrwasser zu bewegen. Wir haben ein großes Ziel: das Jahr 2031, den 250. Geburtstag von Schinkel als ein unvergessliches, überwältigendes Fest zu feiern. In Neuruppin, in Brandenburg und Berlin und so weit der Ruf von Karl-Friedrich Schinkel in der Welt reicht. Daran wollen wir alle gemeinsam in den kommenden Jahren arbeiten. 

Jetzt geht erst einmal das Jahr 2024 zur Neige. Blicken wir zurück, was geschehen ist: die Schinkelgesellschaft hat nach der Corona-Krise mit all ihren Einschränkungen langsam wieder Fahrt aufgenommen. Mit einem kleinen, feinen Veranstaltungsprogramm. Im März gab es – wie jedes Jahr – eine kleine Feierstunde am Schinkel-Denkmal. Es war nur ein kleiner Kreis von Interessierten zugegen – man darf das so unverblümt sagen. Aber noch halten wir diese Tradition aufrecht. 

Im April hat Otto Wynen das Buch „Neuruppiner Jugendjahre“ des DDR-Philosophen Wolfgang Harich auch wiederum nur einer sehr kleinen Besucherschar vorgestellt. Wundern Sie sich nicht, dass wir die geringe Resonanz unserer Veranstaltungen immer wieder hervorheben; eine größere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit für unsere Angebote ist eben eine der Herausforderungen, die wir in Zukunft werden meistern müssen. 

Die Jahreshauptversammlung, die wir ursprünglich am 13. April durchführen wollten, konnte zunächst gar nicht stattfinden – wir haben sie dann im Juni wiederholt. 

Im Mai hielt Günter Rieger, gewohnt souverän, einen Vortrag über David und Friedrich Gilly. Vor einem etwas größeren Publikum.

Richtig voll wurde es am 11. Mai bei: „Hereinspaziert – Neuruppiner öffnen ihr Höfe“, eine Aktion, bei der wir uns als Schinkelgesellschaft beteiligten. In Kooperation mit der Fontane-Festspiele- Gesellschaft. Irina Rockel hat dem neugierigen Publikum viel Interessantes über die Geschichte des Predigerwitwenhauses erzählen können.

Am 8. Juni wurde die Jahresmitgliederversammlung endlich nachgeholt. Und da gab es dann wirklich einschneidende Veränderungen für unsere Gesellschaft: Hartmut Stechow, der langjährige Vorstands-Vorsitzende und das Vorstandsmitglied Thomas Rheinländer traten von ihren Ämtern zurück. Beide hatten den Wunsch, weniger stark in die laufenden Aktivitäten unserer Gesellschaft eingebunden zu werden, schon lange zuvor geäußert. Es ist, man kann es nicht anders sagen, ein herber Verlust. Beide waren die zuverlässigen Garanten für das Fortbestehen der Schinkelgesellschaft – besonders auch in der schwierigen Corona-Zeit. Sie werden uns fehlen. Wobei erwähnt werden muss, dass Thomas Rheinländer den Finanzbereich weiterhin organisiert und im Blick hat – eben nur nicht als Mitglied des Vorstands. 

Neu im Vorstand ist nun der in Neuruppin – zumindest in Fachkreisen – wohlbekannte Architekt und Städteplaner Matthias Frinken. Er zeichnete sich über Jahrzehnte verantwortlich für die sozialen Projekte im auch heute noch so genannten Neubauviertel von Neuruppin, den Wohnkomplexen WK 1 bis WK 3. 

Überdies sind weiterhin im Vorstand der Hamburger Pastor Gottfried Lungfiel sowie seine Ehefrau Angrid Marienfeld-Lungfiel. Und auch der Kulturjournalist und Mitorganisator der Fontane-Festspiele Otto Wynen ist wieder als Vorstandsmitglied gewählt worden. Als fünfter im Bunde, wurde Ulli, Ulrich Seidel in Abwesenheit in den Vorstand gewählt. Mitglied der Schinkelgesellschaft „seit Ewigkeiten“. Ulli ist vor wenigen Wochen leider verstorben. Wir vermissen ihn; wir vermissen seinen Charme, seinen Humor, seine Kompetenz. Und wir werden unsere Arbeit als Vorstand jederzeit zu seinem Gedenken fortführen. 

Schauen wir weiter auf den Veranstaltungsreigen im Jahr 2024. Im Juni haben wir erstmals einen Film zur Architekturgeschichte präsentiert. Es ging um das Jüdische Museum von Daniel Libeskind. Ein eindrucksvolles Gebäude und eine eindrucksvolle filmische Dokumentation. Diesen Programmpunkt, „Architektur im Film“ werden wir 2025 auf jeden Fall fortführen. Wir planen dann im Anschluss an die Filmvorführungen eine Art Schinkel-Lounge anzubieten – früher hätten wir es Stammtisch genannt. Beides meint das gleiche – ein gemütliches Zusammensein in den Räumen der Schinkelgesellschaft.

Im Juni hatten wir zudem die Mitglieder der Stiftung Bauakademie aus Berlin in unseren Räumen zu Gast. Es war ein kurzer, aber herzlicher Gedankenaustausch, den wir gerne weiter fortführen werden. Kurz ein paar Worte zur Stiftung:  Die Stiftung Bauakademie schlägt bei der geplanten Rekonstruktion von Schinkels vielleicht markantestem Bau eine völlig neue Herangehensweise vor und stellt sich der Herausforderung einer ökologischen Modernisierung. Damit wird die Wiedererrichtung von Schinkels Bauakademie zum architektonischen und politisch-ideologischen Streitfall zwischen – salopp formuliert – Traditionalisten und Modernisten. 

Im August wurde das Sommerfest der Schinkelgesellschaft mit einem Ausflug zu einer von Carsten Boelter  (Verein Drewener Werkstätten Martin Gropius e.V.) organisierten Ausstellung zum 200. Geburtstag von Martin Gropius in  Demerthin gefeiert: Irina Rockel erläuterte in einer kurzen Einführung das Verhältnis von Schinkel zu  seinem Schüler Martin Gropius; einen einführende Vortrag Rede Hans-Diether Nägelke vom Architekturmuseum der TU Berlin.

 Im September folgte von Matthias Frinken ein Vortrag zur Handwerkersiedlung Gildenhall mit anschließender Exkursion. Leider wieder nur mit geringer Publikums-Resonanz. 

Der Höhepunkt des jährlichen Veranstaltungsprogramms ist bekanntlich die Verleihung des Schinkel-Preises im Oktober. Seit einigen Jahren findet sie – nach einer kurzen Gedenkveranstaltung am Schinkel-Denkmal, im Neuruppiner Museum statt. Preisträger war in diesem Jahr die Jugendbauhütte Brandenburg.  Der Laudator Carsten Boelter hatte u.a. Studien-Reisen nach Italien auf Schinkels Spuren mit den Jugendlichen organisiert. Die Schinkelgesellschaft wollte und will damit ein Zeichen setzen, dass sie die Aktivitäten der jungen, heranwachsenden Generation wahrnimmt und schätzt. 

Erlauben Sie hier schon eine kurze Zwischenbemerkung: In Zukunft wollen wir unsere Arbeit viel stärker als bisher auf die junge Generation ausrichten. Wir wollen und wir müssen das. Unserer Gesellschaft droht andernfalls – sagen wir es drastisch – der Alterstod. 

Anfang November fand die 1. Kulturmesse OPR im Stadtgarten in Neuruppin statt. Auch da war unsere Schinkelgesellschaft vertreten. Mit einem eigens für diesen Anlass gestalteten und gedruckten Flyer. Otto Wynen hat in einer ersten Gesprächsrunde, die von mehr als einem Dutzend Menschen besucht wurde, das Thema: „Transformation von Kulturvereinen und Kulturinitiativen im Zeichen des demographischen Wandels“ moderiert. Erwähnen wir noch den ebenso gut besuchten Vortrag von Irina Rockel Mitte November über den Architekten Heinrich Schmieden, Kompagnon von Martin Gropius. Und Mitte Dezember können wir außerdem noch die oben erwähnte Ausstellung zum 200. Geburtstag von Martin Gropius in der Fischbänkenstraße in Neuruppin für einige Tage präsentieren. 

Damit endet der Rückblick für das Jahr 2024.

 

Um zu den Eingangsbemerkungen zurückzukehren, möchten wir mit ein paar Sätzen erläutern, warum dieses Jahr für uns so turbulent war: die Schinkelgesellschaft muss sich, das ist unsere feste Überzeugung, neu erfinden. Sie muss sich stärker den architektonischen, städteplanerischen und gestalterischen Gegenwarts- und Zukunftsfragen zuwenden. Sie muss sich auseinandersetzen mit den Architekturideen unserer Zeit, die nach einer Antwort suchen, wie beispielsweise auf den drohenden Klimawandel reagiert werden kann. Und sie muss sich einmischen und teilnehmen an den gesellschaftlichen Diskussionen. Diese Neubestimmung der Schinkelgesellschaft ist verständlicher Weise nicht unumstritten. Aber wir werden als Vorstand für diese Umorientierung arbeiten und  werben. Dabei werden unsere traditionellen Vortrags-Angebote natürlich auch weiterhin ein Kern des Veranstaltungsangebotes bleiben. Wir verknüpfen also die alten Ideen mit den neuen. Und das dürfte ganz im Sinne von Karl-Friedrich Schinkel sein, der es in einem seiner Briefe so formuliert hat: „Überall ist man nur da wahrhaft lebendig, wo man Neues schafft.“

Lassen Sie uns also 2025 in diesem Sinne neues wagen und Altes bewahren. Mischen auch Sie sich ein. Nur so kann unsere Gesellschaft lebendig bleiben und die Zukunft meistern - als eine der wichtigen Kulturgesellschaften unserer Stadt und unseres Landes.

 

Der Vorstand der Schinkelgesellschaft

 

Matthias Frinken    Gottfried Lungfiel   Angrid Marienfeld-Lungfiel   Otto Wynen